Geschichten aus New York

New York im Schnelldurchlauf

Wer mich kennt, weiß, dass ich im früheren Leben wohl mal sowas ähnliches wie ein Reiseführer gewesen sein muss und sehr gern Menschen durch mir bekannte Orte führe – sei es meine Heimatstadt Quedlinburg, die als Weltkulturerbe viel zu bieten hat oder meine Studienstadt Magdeburg, die gern mal (und zwar vollkommen zu Unrecht) unterschätzt wird. In Hamburg, was ich als eine der schönsten Städte Deutschlands empfinde, klappt das inzwischen auch ganz gut – und nun hatte ich das erste Mal die Möglichkeit, jemand anderes diese kleine betuliche Stadt namens New York zu zeigen. Mein Kumpel Tony, den ich seit meinem ersten Semester in der Uni kenne, war für 5 Tage in der City (New Yorker nennen ihre Stadt übrigens immer nur „the city“, niemals New York oder NYC, daher ja auch der Name der berühmten Serie mit Sarah Jessica Parker) und wir haben bereits in den ersten beiden Tagen die wichtigsten Sehenswürdigkeiten geschafft.

Vieles sah ich zum zweiten Mal, was das ganze natürlich nicht minder eindrucksvoll machte sondern eher für eine Art Identifikationsgefühl sorgte, nach dem Motto: hier husche ich nicht nur mal kurz durch, hier bin ich jetzt (zumindest für kurze Zeit) Zuhause und das alles ist nun völlig normal. Zu jenem Gefühl mischte sich die ganzen Tage über ein weiteres – weniger schönes: das der Kälte. Es war mal wieder richtig kalt, bis zu -8 Grad am Tag und am Sonntag schneite es auch erneut. Doch das hinderte uns nicht an unserer Entdeckungstour durch Manhattan. Als Tony am Mittwoch ankam, holte ich ihn von der Penn Station in Midtown ab. Er landete in Newark, dem einzigen der drei New Yorker Flughäfen, der nicht in New York City liegt sondern in New Jersey. Mit dem Zug braucht man ca. 35 Minuten vom Airport bis nach Manhattan und zahlt 15$. Während der Wartezeit schlenderte ich durch die Penn Station (eine Abkürzung für Pennsylvania Station), die eine der ältesten Bahnhöfe New Yorks ist, jedoch vor einigen Jahren renoviert wurde und komplett unterirdisch direkt unter dem Madison Square Garden liegt. Zunächst fühlte ich mich ein wenig wie auf einem Flughafen, denn hunderte Leute stehen in einer Wartehalle und starren auf eine große Anzeigetafel – erst wenige Minuten vor dem Start des Zuges erfährt man, auf welchem Gleis man überhaupt abfährt und dann setzt sich die gesamte Meute in Bewegung – ein sehr eigenartiges System. Der Bahnhof ist jedoch aufgrund seiner Größe (der zweitgrößte New Yorks nach dem Grand Central) doch recht beeindruckend.

Ein bekanntes Gesicht zu sehen, war dann auch mal wieder ziemlich schön und die folgenden Tage waren doch sehr lustig. Am Mittwoch Abend waren wir noch im Shrine in Harlem, saßen mit Vermieter Kevin zusammen und schließlich in einer sehr großen Bar am Times Square – Lucie’s – die mit Stuck und barocken Säulen sowie Buntglasfenster und einer gefühlt 30 Meter langen Theke doch sehr eindrucksvoll war. Am Donnerstag gab es dann das Touri-Programm deluxe: World Trade Center, City Hall, Woolworth Building, 9/11 Memorial (alles in unmittelbarer Umgebung), Brooklyn Bridge, South Piers mit Blick auf Brooklyn und das Financial District, Wall Street, dann nach Midtown zum Rockefeller Center, Grand Central, Empire State Building, Flatiron, Waldorf Astoria, dessen prachtvolle Eingangshalle wir uns auch anschauten. Ich hatte so die Idee ganz am Ende meiner Reise hier im Blog mal alle Tipps und Must-Sees übersichtlich in einem Eintrag zusammenzufassen, falls dann jemand auch mal New York besuchen will. Zur Stärkung gingen wir in ein Hofbräuhaus mitten auf der Third Avenue (Höhe 45. Straße, nur 2 Blocks vom ZDF-Büro entfernt). Die jungen Damen im Dirndl waren zwar ganz nett, sind aber wohl nur Teilzeit-Bayern und verstehen dementsprechend kein Wort Deutsch und wissen auch nicht, was eine Maß ist. Ansonsten ist es dort aber doch sehr bayrisch und urig eingerichtet – es gibt eben nichts, was es in New York nicht gibt.

Und so gibt es auch ein sehr spezielles Restaurant in New York und einigen anderen amerikanischen Städten: Hooters. Eingerichtet wie eine Sportsbar kann man hier essen, Bier trinken und Sport schauen – das Besondere: das Personal ist ausschließlich weiblich, überdurchschnittlich attraktiv, trägt orangefarbene enge und tief ausgeschnittene Shirts und sehr kurze und enge Shorts – kann man durchaus machen. Da gerät es fast zur Nebensache, dass mein Grilled Cheese (eine in Amerika oft anzutreffende Brot-Variante mit geschmolzenem Käse) nicht unbedingt der beste war. Am Abend genossen wir dann noch ein wenig das New Yorker Nachtleben, bevor wir dann den Heimweg antraten – auf Dauer schafft das viele Rumlaufen in der Kälte dann doch.

Am Freitag ging es dann nach dem Mittag (was wir im „Sylvia’s Kitchen“ in Harlem zu uns nahmen – für mich Shrimps mit Black Eyed Peas (erbensförmige dunkle Bohnen) und Kartoffelsalat und für Tony die legendären BBQ-Rippchen) durch den Central Park, an der großen Eislaufbahn vorbei rüber zur Ostseite und der Fifth Avenue und ihren Nobel-Boutiquen. Da Tony gern die Freiheitsstatue aus nächster Nähe sehen wollte, kauften wir eine Fahrt mit dem Schiff für 30$ zur Liberty Island (ich bin ja bisher nur mit der Staten Island Ferry etwas weiter weg an ihr vorbeigefahren). Auf dem Schiff hatte man einen wunderbaren Blick auf die Südspitze Manhattans, den vereisten Hudson River, der voll mit Eisschollen war und auch einen schönen Ausblick auf Governors Island (eine weitere Insel, die leider nur im Sommer geöffnet ist) und Jersey City. Nach einiger Zeit wurde es durch den Wind jedoch fast unerträglich kalt auf dem Oberdeck des Schiffs, sodass wir Lady Liberty immer mehr herbeisehnten. Von nahem ist sie noch einmal viel beeindruckender, da sie über dem Hafen New Yorks thront und irgendwie so wirkt, als würde sie die Stadt beschützen – ein mächtiges Symbol für Freiheit und Macht zugleich, bekannt aus tausenden Filmen und Fotos – doch so nah ein ganz besonderer Moment.

Den Rückweg genossen wir dann im warmen Inneren des Schiffes und machten uns auf den Weg zu Artichoke – einer der legendären Pizza-Läden in New York und einer der wenigen ganz berühmten, die neben dem eigentlichen Restaurant auch ein Slice-Service, also ein Stück zum Mitnehmen anbieten. Dieses Pizzastück war relativ groß und kostete 4,50$, ich entschied mich für den Klassiker, die Artichoke-Pizza. Diese ist nicht klassisch italienisch sondern eher american style, also mit einem sehr dicken Boden und sehr viel Sahne und Creme Fraiche, dazu wie der Name schon sagt Artischocken – sehr zart und ausgewogen, allerdings kann sie für mich nicht mit der Patsys-Pizza mithalten, was vielleicht aber auch daran liegt, dass ich den italienischen flachen Teig lieber mag. Die Pizzeria liegt in einem sehr schönen Viertel New Yorks – dem East Village, das vor allem mit wunderschöner Architektur, kleinen ruhigen Nebenstraßen und vielen Galerien punktet. Um die Zeit zu überbrücken, tranken wir noch ein Bier in einer typisch amerikanischen Bar und gingen dann zum Madison Square Garden. Da Tony die „most famous arena“ – wie sie sich selber nennt – unbedingt mal von innen sehen wollte und die Karten für Eishockey oder Basketball doch recht teuer war, gingen wir einfach zum Wrestling – an diesem Abend fand die sogenannte WWE Hulk Hogan Appreciation Night statt. Wrestling war vor ca. 15 Jahren in Deutschland ja recht beliebt und ist – was ich wirklich nicht erahnt habe – in den USA immer noch ein absoluter Publikumsrenner. Die Arena war stoppevoll, 20.000 Menschen kamen an diesem Abend, um den legendären Hulk Hogan, dessen Karriere hier vor 30 Jahren begann, zu ehren und ihn und viele alte Weggefährten wie Rick Flair zu sehen. Was mich wirklich überraschte war, dass die Halle voll mit Kindern war. Richtig viele Familien brachten ihre Kleinen (teilweise vielleicht um die 6 Jahre) mit und hatten Dutzende Utensilien wie selbstgebastelte Pappen oder Gürtel dabei – für eine doch recht brutale Sportart doch sehr obskur – aber eben typisch Amis. Ob es sich beim Wrestling überhaupt um Sport handelt, lässt sich ja diskutieren, da bereits vorher alle Ergebnisse feststehen und niemand wirklich verletzt wird (zumindest nicht absichtlich) – es geht um die reine Show und die Unterhaltung des Publikums. Und wie ich hier ja schon mehrfach erwähnte, lassen sich die Amerikaner äußerst schnell beeindrucken, was für eine sagenhafte Stimmung im Garden sorgte. Die Leute schrien, sangen, feuerten an und buhten – immer passend zu den Kämpfern, die abwechselnd das gute Klischee bedienten und demenstprechend gefeiert worden oder eben die bad guys waren und New York und die Yankees oder die Knicks beleidigten. Die Kämpfe waren dann doch recht amüsant und es war vor allem interessant zu beobachten, wie ernst das Publikum das doch alles nahm und völlig bei der Sache war. Nach 2 Stunden Showkämpfen kam dann der Altmeister Hogan mit einigen anderen Weggefährten in den Ring und ließ sich ausgiebig feiern – es gab Sprechgesänge und Standing Ovations und Hogan bekam vom Madison Square Garden eine große Fahne, die an die Decke der Arena gezogen wurde und dort ab sofort neben den Fahnen mit den größten Erfolgen der New York Rangers (Eishockey) und New York Knicks (Basketball) hängen wird – spektakulär.

Am Samstag schlenderten wir ein wenig durch Manhattan, waren am Times Square und Tony besichtigte dann das Empire State Building von oben – da ich ja bereits New York aus der Vogelperspektive gesehen habe, verzichtete ich darauf und fuhr nach Hause. Doch hier noch ein Tipp, den er mir hinterher gab: sich vorher unbedingt im Internet schlau machen, denn sonst wird einem eine Karte für 60$ verkauft, in der ein Film in einem kleinen 3D-Kino im ESB mit drin ist (ein Hubschrauberflug über Manhattan). Am Abend wollten wir dann auf eine Party gehen und vorher das übliche Vortrink-Ritual begehen. Dieses ist wohl ziemlich deutsch bzw. europäisch, wie ich herausgefunden habe – Amis schätzen ihre After-Work-Drinks und treffen sich lieber in einer Bar oder direkt auf der Party. Wie dem auch sei, wir kauften ein Sixpack Bier im Supermarkt und wollten noch eine Flasche Rum, um ein paar Cuba Libre zu mixen, doch die gibt es hier nicht so einfach im Supermarkt oder Deli zu kaufen. Die USA sind sehr streng, was Alkoholgesetze angeht. Trinken darf man erst ab 21 Jahren (egal wie viel Prozent), in der Öffentlichkeit ist der Alkoholkonsum strengstens verboten und in New York sollte man selbst mit den berühmten braunen Tüten um die Flasche herum aufpassen – vor der Haustür ist das wohl ok, aber durch die Straße laufen oder auf viel frequentierten Plätze sollte man das nicht machen, sonst gibt es Ärger mit den Cops. Dementsprechend bekommt man jegliche Spirituosen und Wein auch nur in „Liquor Stores“. Einen davon gibt es hier in Harlem direkt um die Ecke, den wir uns dann mal anschauten. Man betritt den Laden und ist von mehren Glasscheiben umgeben. Die nächste Tür zum eigentlichen Laden öffnet sich aber nicht – da geht’s nicht durch, man darf nur durch die Scheiben gucken oder muss dem Kassierer sagen, was man haben möchte. Man kann es aber auch übertreiben. Die Flasche Bacardi kostete 17$, also ca. 14 Euro und damit nicht viel mehr als in Deutschland. Die dazugehörigen Limetten haben wir vorher bereits im Supermarkt besorgt – auch äußerst günstig mit 1$ für 8 Stück, dazu noch sehr frisch und saftig. Da sieht man, dass Amerika eben in verschiedenen Klimazonen liegt und manche Produkte nicht erst eingeflogen werden müssen. Die eigentliche Party sollte uns eigentlich ins Liberty Theater führen, doch die Schlange dort war so lang, dass wir in den nahegelegenen Sky Room gingen – dank einer coolen App namens „Fever“, mit der man sich in der Party einchecken und 10$ pro Person zahlen musste, konnten wir dort die Schlange umgehen und mussten dann keinen Eintritt mehr bezahlen. Generell sind die Warteschlangen vor den Clubs vor allem am Wochenende sehr lang, zum Teil extra so gehalten, damit es voller aussieht. In vielen Discos in Manhattan (zumindest in den schickeren) sind die Türsteher sehr streng und lassen Frauen ohne High Heels oder Männer ohne Hemd gar nicht erst rein. So richtig voll wird es meistens zwischen 0 und 1 Uhr, doch auch davor ist schon einiges los – und hier kann ich nur das wiederholen, was ich hier schon mehrfach berichtet habe: zum einen sehen hier alle extrem gut aus und zum anderen wird sofort los getanzt, ohne dass erst 5 Drinks an der Bar bestellt werden müssen und die ersten sich langsam auf die Tanzfläche trauen, die Stimmung ist sehr ausgelassen und die Leute sehr offen – wieder einmal eine äußerst gelungene Party.

Da es am Sonntag den ganzen Tag extrem schneite und wir auch etwas erschöpft waren, gingen wir nur zum Äthiopier um die Ecke zum Essen und verbrachten den Rest des Tages Zuhause. Am Montag war dann bereits wieder der Arbeitsalltag an der Reihe und Tony flog sehr zufrieden und beeindruckt wieder zurück nach Berlin – eine tolle Zeit!
Auf Arbeit haben wir an einem sehr interessantem Kulturstück gearbeitet – das MoMA hat am Montag eine Retrospective über Wim Wenders eröffnet, den wir auch zum Interview bekommen haben. Außerdem haben wir lange um ein Interview mit Madonna gekämpft, die dann am Ende aber leider doch abgesagt hat – ihr neues Album scheint sich also auch ohne Interviews zu verkaufen…

Der hier vor einiger Zeit angekündigte Beitrag über den Handy-Truck vor einer Schule in Brooklyn lief inzwischen und kann sich hier angeschaut werden (ab Minute 9, nur noch bis Freitag Nacht online).

Bei Hooters am Madison Square Garden

Eislaufen im Central Park

Blick auf Downtown Manhattan vom Schiff zur Freiheitsstatue

Lady Liberty

Madison Square Garden zur WWE Night

Der Herr Henkel und meine Wenigkeit in der U-Bahn

Amtrak-Zug in der Penn Station

Standard
Erste Tage

Von Chinesen, Italienern, Juden und dem ersten Arbeitstag über den Wolken

Da die letzten beiden Tage ziemlich vollgepackt und es auch die letzten beiden Tage mit Vicky waren, habe ich mal auf das Schreiben verzichtet und nur ein paar Fotos bei Facebook hochgeladen. Samstag und Sonntag waren quasi die vorerst letzten ausschließlich für den Touri-Krams genutzten Tage. Nach ihnen sollte ich mit wenigen Ausnahmen (z.B. die Statue of Liberty oder das MoMA), die dann kommendes Wochenende folgt) alle wichtigen Hauptattraktionen gesehen haben. Es gibt natürlich noch tausende kleinere und vor allem viele Geheim-Tipps – auf die will ich mich in den nächsten Wochen auch hier im Blog konzentrieren, genauso wie ich auf die kleinen feinen Unterschiede zwischen Deutschland und den USA näher eingehen will (kulturell, im Haushalt, kulinarisch, Mentalität, Insider-Tipps). Doch zunächst zum Samstag: Nachdem die ersten Tage allesamt hervorragendes Wetter herrschte, war der Samstag alles andere als schön. Schnee-Regen bei 3 Grad standen auf dem Programm und machten somit den einen oder anderen Programmpunkt zunichte. Der Jetlag wurde langsam immer weniger, doch trotzdem waren wir schon recht früh wach und gingen am Vormittag in das größte Kaufhaus der Welt: macy’s. Die Größe dieses Warenhauses ist nahezu nicht in Worte zu fassen; das englische huge trifft es wohl am ehesten: Auf 10 Etagen gibt es nichts, was es nicht gibt: Kleidung, Betten, Elektronik, Schmuck und vieles mehr. Hier kauften wir mir noch einige Einrichtungsgegenstände und stießen dann tatsächlich ein paar Untensilien, die es beim macy’s nicht gab: Handseife und Kleiderbügel. Dafür mussten wir also das Kaufhaus wechseln. Doch in New York ist das natürlich kein Problem, auf der gegenüberliegenden Seite am Herald Square liegt ein K-Mart – eine Art Discounter-Mini-Version von macy’s (mini heißt in diesem Falle nur 3 Etagen). Dort fanden wir dann auch die restlichen Sachen und haben wieder etwas zum Thema Alltags-Englisch gelernt: Kleiderbügel heißen hangers und Tesafilm ist scotch-tape. Beim Bezahlen fiel wieder etwas besonderes – typisch amerikanisches auf. Nahezu jeder größere Einkaufsgegenstand wurde in eine extra Plastik-Tüte verpackt. Das sind zwar keine großen massiven Aldi-Tüten sondern eher welche, wie man sie beispielsweise beim Fleischer bekommt, aber für 7 Gegenstände 5 Tüten zu benutzen, ist schon etwas eigenartig und nicht gerade ökologisch (am Ende wurden die fünf Tüten natürlich in eine große Tüte gepackt). Auf diese Eigenarten der Amerikaner will ich in den nächsten Tagen mal gesondert in einem Blogeintrag eingehen. Gegessen haben wir übrigens in der macy’s-Kantine – dort gab es ein erstaunlich leckeres Chili con carne für 6 Dollar. Übrigens: Wenn in den USA irgendwo 6 Dollar draufsteht, kostet es noch lange nicht 6 Dollar – es kommt immer noch die „tax“, also eine Art Mehrwertsteuer in Höhe von 8%, oben drauf. Im Restaurant und in der Bar muss man dann noch Trinkgeld geben, dort gilt die Regel „double the tax“, also 16%, wobei viele Restaurants sogar Vorschläge für die „gratuity“ mit auf die Rechnung schreiben, sodass man selber nicht rechnen braucht – und vorsichtshalber geben sie gleich 3 Vorschläge (16, 18 und 20%) für das Trinkgeld an. Die Rechnung kommt dann meistens schon während man noch mit dem Essen beschäftigt ist in einem kleinen schwarzen Büchlein, in das man dann das Bargeld oder die Kreditkarte hineinlegt – das Trinkgeld lässt man meistens einfach auf dem Tisch liegen, bevor man geht. Da das Wetter dann so schlecht war, dass stundenlanges Flanieren durch die Stadt sehr ungemütlich geworden wäre und wir auch noch sehr erschöpft von den vielen Aktivitäten der letzten Tage waren, fuhren wir mit der U-Bahn nach Hause und legten erstmal ein kleines Mittagsschläfchen ein. Am Abend stand dann noch ein ein weiteres amerikanisches Must-do auf dem Programm: Steak! In einem Steakhouse namens Heartland Brewery gab es richtig gute Steaks, dazu Kartoffelbrei und Gemüse – yummi. Das obligatorische Eiswasser durfte natürlich nicht fehlen, doch ich bestellte noch einen Eistee dazu. Bei Amy Ruth’s hatte der mir ja ein paar Tage vorher richtig gut geschmeckt (mehr nach Tee als der deutsche und auch etwas süßer), doch dieser war dann doch etwas anders und schmeckte im Prinzip exakt so wie Tee – nur kalt. Als Nachtisch gab einen apple pie mit Sahne und Vanilleeis – insgesamt bezahlte jeder von uns gut 28 Dollar – durchaus fairer Preis. Nach der sehr leckeren Stärkung sollte der nächste Programmpunkt eigentlich ein richtiges Highlight werden: „Top of the Rock“ – die Sicht von der Aussichtsplattform des Rockefeller Centers auf die nächtliche Skyline Manhattans (diese soll laut vielen Berichten auch wesentlich beeindruckender sein als die vom Empire State Building, da man jenes eben auch sehen könne). Doch leider machte uns der Regen mit dazugehörigem Nebel einen Strich durch die Rechnung, denn man hätte oben nichts erkennen können. Zum Glück konnten wir die 29 Dollar teuren Tickets für den Sonntag umbuchen. Doch dann folgt noch ein kleines Highlight: wir waren im Shrine, einer Musik-Kneipe in Harlem, gleich um die Ecke meiner Wohnung. Die Bar ist sehr liebevoll eingerichtet, an den Wänden hingen Schallplatten und Poster von Musikern. Das besondere am Shrine ist, dass jeden Tag eine Band dort auftritt, an diesem Samstag sogar zwei. Eine hervorragende Soul-Sängerin mit Band heizte die Massen ein, während wir kamen. Sie hatte wirklich eine perfekte Stimme und sorgte für ein Gänsehaut-Feeling. Wir bestellten einen coolen Cocktail und ein Bier. Nach der schwarzen Sängerin baute eine größere Reggae-Band ihre Instrumente auf: zwei Saxophonisten, zwei Gitarristen, ein Bassist und ein Schlagzeuger. Ziemlich schnelles Reagge performten die Jungs und der ziemlich gut gefüllte Shrine ging voll mit. Nach 90min gingen wir wieder, da wir doch ziemlich müde waren. Der Samstag war also eher entspannt, aber trotzdem sehr schön. Der Sonntag begann wieder einmal sehr lecker: in einem Pancake-Diner (ihop – International House of Pancakes) verschlungen wir zum Frühstück die nächste amerikanische Tradition: Butter-Pancakes mit Ahornsirup, Blaubeeren und Spiegelei mit Schinken sowie French Toast – wenn das nicht alles so teuer wäre und so fürchterlich dick machen würde, fände man mich wohl jeden Morgen dort (zumal es gleich um die Ecke nur einen Block weiter liegt). Der Tag sollte dann im Zeichen der verschiedenen Ethnien und deren Viertel stehen. Es ist ja sehr wohl bekannt, dass New York ein melting pot, ein Schmelztiegel der Nationen ist. In wohl kaum einer anderen Metropole der Welt leben so viele verschiedenen Ethnien nebeneinander. Hier in Harlem sind es vor allem Schwarze – wir als Weiße fallen da echt auf. In umliegenden Stadtteilen und vor allem in Queens und Brooklyn leben viele Hispanics und Latinos, in Williamsburg orthodoxe Juden und in Chinatown – naja, das sollte wohl jedem klar sein. Chinatown im Süden Manhattans ist schon ein interessantes Phänomen, was ich in dieser Ausprägung auch noch in keiner anderen Stadt gesehen habe. Eben ist man noch in SoHo und ganz plötzlich laufen dir nur noch Asiaten über den Weg und nahezu alle Schilder auf und vor den Straßen sind in chinesischen Schriftzeichen gehalten. Ein Verkaufsladen reiht sich in der Hauptstraße – der Mott St – hier an den anderen, überall gibt es Fisch, Gewürze, Nüsse, Kitsch, Textilien und Schmuck. Alles ist sehr bunt und die Straßen sind wesentlich enger als im Rest Manhattans. Die Verkaufsschilder samt Preisen sind nur ganz selten auf englisch und fast immer auf chinesisch. Doch etwas weiter entdeckt man dann auch wieder die ersten Touristen, die hier einkaufen, denn Chinatown ist in den letzten Jahren immer touristischer geworden und hat dadurch ein stückweit seine Identität verloren. Viele Chinesen sind durch die steigenden Mieten in das in Queens gelegene Flushing gezogen. Die Geschäfte haben in Chinatown haben sich jedoch immer weiter nach Norden ausgeweitet, wo eigentlich Little Italy liegt. Dort sieht man mitten zwischen den vielen Nudel-Restaurants auch einige chinesische Läden. In Little Italy ist es sehr schön, romantisch und die Häuser sind verspielt dekoriert und sehr bunt – ein bisschen wie im echten Italien. Nahezu jedes Restaurant behauptet die besten Canelloni New Yorks oder zumindest des Boulevards zu haben – ein kleines aber sehr süßes Viertel, was zum Verweilen einlädt. Verweilen wollten wir aber nicht, da wir noch so satt von den Pancakes waren, dass wir zu unserer nächsten Station aufbrachen und das erste Mal den East River Richtung Brooklyn überquerten. Der zweit-größte Stadtteil New Yorks (nach Queens) liegt östlich von Manhattan und war bis zu seinem Anschluss an New York im Jahre 1898 eine der größten Städte der USA. Seine Eigenständigkeit hat sich das Borough allerdings gewahrt und ist für seine vielfältige Kunst- und Musikszene bekannt. Die Fahrt mit der U-Bahn über die Williamsburg Bridge sorgte für einen tollen Blick auf die Skyline Süd-Manhattans und führte uns nach Williamsburg, einem sehr bekanntem Kunst-Viertel New Yorks (die amerikanische Hipster-Bewegung hat hier ihren Ursprung). Nur ist von den Hipstern und Künstlern nicht mehr viel zu sehen, denn diese wurden auch im Laufe der letzten 20 Jahre wie in vielen weiteren Viertel NYCs durch steigende Mieten in umliegende Gebiete wie z.B. Bushwick „vertrieben“. Was uns als erstes in Williamsburg auffiel, war im ersten Moment etwas strange, da man es in Deutschland so gar nicht kennt. Das Viertel wird überwiegend von orthodoxen chassidischen Juden bewohnt. Was das ganze fast etwas unheimlich machte (zumindest wenn man es noch nie zuvor live gesehen hat): die Anhänger dieser Religion tragen alle exakt die gleiche Kleidung. So sieht man in diesem Viertel zu 75% Männer mit schwarzen Hüten, Brille, langen Schläfenlocken, einem langen schwarzem Samt-Mantel, darunter ein schwarzes Sakko und ein weißes Hemd. Wir fragten uns, ob diese Einheits-Kleidung nur getragen wurde, weil es Sonntag war oder vielleicht ein besonderer Feiertag, denn längst nicht jeder Jude läuft so rum, doch Wikipedia brachte schnell Erleuchtung – diese Juden gehören zu einer besonders strengen und orthodoxen Gemeinde. Viele Schilder und Anzeigen an den Straßen und Häusern sind hier in hebräisch und auch die gelben Schulbusse (die hier trotz des Sonntags extrem viel unterwegs waren, da jüdische Schüler auch sonntags in die Hebrew School müssen). New York besitzt übrigens die größte jüdische Gemeinde außerhalb Israels auf der Welt. Nach einer kleinen Runde durch das Viertel, fanden wir eine Tex-Mex-Kneipe, die wir dann aufsuchten und mega gute Tacos und Nachos mit Guacamole aßen – wie so oft in den letzten Tagen ein Hochgenuss. Die Kneipe hatten einen sehr coolen und entspannten Flair, sodass wir hier noch etwas Zeit verbrachten. Top of the Rock konnten wir nämlich erneut knicken, da es heute zwar trocken, aber immer noch sehr nebelig und bewölkt war. Die Karten haben wir nun für den kommenden Freitag umgebucht – da muss ich dann leider allein in die Höhe steigen. Nach vielen interessanten Erkenntnissen sollte dann aber das eigentliche Highlight des Tages folgen: NBA-Basketball im legendären Madison Square Garden. The most famous arena of the world nennt sich die riesige Multifunktionsarena selbst, die 20.000 Menschen fasst und in der schon legendäre Konzerte, Boxkämpfe und Veranstaltungen stattfanden. Von außen war es – genau wie das Empire State Building an diesem Tag – blau-orange beleuchtet – die Farben der heimischen New York Knicks. Die Karten habe ich Vicky zum Geburtstag geschenkt, für einen Platz direkt am Spielfeldrand muss man bis zu 200 Dollar bezahlen, wir saßen auf dem dritten Rang und haben 60 Dollar bezahlt. Der „Garden“ ist der absolute Wahnsinn, so eine riesige Halle mit einer spektakulären kugelförmigen Anzeigetafel (das Bild darauf war super scharf) ist schon sehr beeindruckend, allein um auf die Ränge zu kommen, musste man schon 20min Fußweg durch das Innere der Arena bewältigen. Das ganze Drumherum war die eigentliche Attraktion: vor dem Spiel das Singen der Nationalhymne und das frenetische Jubeln der Amis, weil der Sänger die letzten hohen Töne ganz besonders intoniert, die Cheerleader, die gesamte Show. Während der Time-Outs wurden über die Anzeigetafeln die verschiedene Rubriken präsentiert, wie z.B. Celebrity Row,  bei der prominente Gäste und wofür sie so prominent sind, gezeigt wurden, oder eine Kamera, die das Publikum filmt, was dann total ausrastet oder zu bestimmten Songs tanzen muss. Besonders lustig war die Gotcha-Cam vor dem Spiel. Leute aus dem Publikum, die gerade Selfies von sich machten oder großartig gähnten wurden, wurden mit der Kamera eingefangen und es wurde die Zeit eingeblendet, bis sie bemerkten, dass sie auf der großen Leinwand zu sehen waren. Die Amerikaner sind sehr leicht zu beeindrucken, schon bei diesen netten Kleinigkeiten rasteten einige vor Freude förmlich aus. Als dann in der Halbzeit zwei Kindermannschaften gegeneinander spielten und ein ca. 6-jähriger Knirps einen Korb erzielte, gab es kein Halten mehr. Die ganze Halle sprang auf und jubelte dem Kleinen zu – zumindest, die sich nicht gerade einen Hot Dog holten. Achja, Basketball wurde auch gespielt: die New York Knicks sind leider gerade in einer Formkrise und verloren haushoch mit 16 Punkten Unterschied gegen die Milwaukee Bucks. Trotzdem war das ein ganz besonderes Erlebnis und eine schöne Erinnerung – und gleichzeitig auch das letzte Event mit Vicky, denn heute ist sie schon wieder abgereist. Wir haben extrem viel in den 5 Tagen geschafft und hatten extrem viel Spaß. Nun ist es ganz komisch, hier allein zu sitzen und den Blog zu schreiben und so lange Zeit von ihr getrennt zu sein. Ich werde sie auf jeden Fall sehr vermissen und hoffe, dass die Arbeit mich gut ablenkt. A propos Arbeit: die begann heute, am Montag, dann auch. Ich war ziemlich aufgeregt und freute mich auf die neue Herausforderung und auch darauf die neuen Kollegen kennenzulernen. Ca. 40min brauche ich von meiner Tür bis zu 747 Third Avenue, dem Hochhaus, in dessen 34. Stock das ZDF sitzt. Ich muss eine gewisse Verschwiegenheit wahren und darf daher nicht über programmatische Details sprechen, doch ganz grob kann ich meine Aufgaben schon umschreiben. Als ich das Hochhaus betrat, zeigte mir der Doorman den Weg zu den Aufzügen und im 34. Stock erwartete mich dann das Team. Dieses besteht aus: Johannes Hano, dem Chef-Korrespondenten, der die journalistische Leitung des Studios hat und bis vor kurzem noch für das Studio in Tokio zuständig war; Robert Polacek, der Office Manager und Organisations- und Verwaltungschef; Susanne Lingemann, die Producerin, die Johannes Hano redaktionell unterstützt, Storys recherchiert, Interviewpartner organisiert und auch selbst Stücke dreht; Karen, die Cutterin und Systemadmin ist; und Tal, der amerikanische Kameramann. Das Team ist ausgesprochen nett und offen und wir verstanden uns auf Anhieb – von ihnen konnte ich auch viele hilfreiche Tipps zum Alltagsleben bekommen. Susanne ist NYC-Veteranin und arbeitet seit fast 20 Jahren für das ZDF und kennt daher irgendwie jeden und alles. Karen ist noch relativ neu in der Stadt und kann meine anfänglichen kleinen Problemchen gut verstehen. Sie führte mich dann auch sehr nett in die vielen technical issues ein. Was mich allerdings so richtig vom Hocker haute, war die Aussicht aus dem Büro: eine herrliche Sicht auf den Süden Manhattans, den East River, das Chrysler Building, die Grand Central Station und weitere Gebäude – so lässt es sich doch arbeiten. Thematisch dreht sich momentan im Studio natürlich alles um die Polizei-Problematik, die ja auch in deutschen Medien sehr präsent ist. Aber es gibt auch weitere Themen und ein Großprojekt für eine anstehende Doku, zu denen ich aber wie gesagt nicht näher eingehen darf/will. Ich bin vor allem dafür zuständig, Themen zu recherchieren, Interviewpartner zu finden, die News in New York und Kanada (gehört auch zum Zuständigkeitsbereich des Studios) im Auge zu behalten, mit Agenturen zu telefonieren und auch eigene Impulse in den Redaktionsalltag einzubringen, um dann auch das eine oder andere eigene Stück realisieren zu können. Das Studio ist technisch gut ausgestattet und kann jederzeit Filme nach Mainz überspielen. Die Arbeitszeiten sind von 9 bis 17 Uhr. Gibt es mal was dringendes für das Morgenmagazin, wird es auch schon mal später. Besonders tricky soll es wohl dann werden, wenn ein tagesaktuelles Stück für die 17-Uhr-heute-Nachrichten produziert werden muss, da man dann durch die Zeitverschiebung nur 2 Stunden Zeit zum Produzieren hat. Wie gesagt – mehr soll es an dieser Stelle nicht geben, denn der Blog soll sich ja auch eher auf andere Dinge konzentrieren. Zum Mittag waren wir um die Ecke bei Pret a manger – einer Art Kantine, die ganz schick aussieht und in der es ziemlich viele Snacks und Speisen gibt – wir entschieden uns für eine Linsensuppe für 6 Dollar. Durch die vielen neuen Eindrücke und guten Gespräche verging der Tag ziemlich schnell und um 17 Uhr trat ich auch schon wieder die Heimreise an. Weitere Geschichten folgen! /home/wpcom/public_html/wp-content/blogs.dir/07d/81834375/files/2015/01/img_3364.jpg Im Steakhouse „Heartland Brewery“/home/wpcom/public_html/wp-content/blogs.dir/07d/81834375/files/2015/01/img_3434.jpg Die Tacos in der Tex-Mex-Kneipe/home/wpcom/public_html/wp-content/blogs.dir/07d/81834375/files/2015/01/img_3519.jpg Das Büro im 34. Stock gegen 17 Uhr/home/wpcom/public_html/wp-content/blogs.dir/07d/81834375/files/2015/01/img_3493.jpgDer Madison Square Garden kurz nach dem Spiel

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